Ein „experimentelles Zentrum für die Entwicklung und Umsetzung von Visionen einer bürgerfreundlicheren und lebenswerteren Stadt“ wird ab Oktober für sechs Wochen in der Bahnhofstraße 82 eingerichtet. Der Name: KANTINE. Aber was hat es damit auf sich, außer dass es sich um Räumlichkeiten der alten Postkantine handelt?
„Die Idee für eine längerfristige Veranstaltung hatten Johannes und ich schon bei dem Fest des Guten Lebens 2015, da wir in Gießen großes Potenzial gesehen haben, das vielen aber unbekannt ist“, sagt Nils Seipel, der zusammen mit Johannes Schmidt als „flux – stadtimpulse“ im Netz zu finden ist. Zusammen mit dem „Salon 58“ und der „raumstation 3539“ organisieren sie die sechswöchige Zwischennutzung, bei der Initiativen, Kulturschaffende, Unternehmen und Projekte aus den Bereichen Kunst, Kultur und Ökologie aber auch einfach nur interessierte Bürgerinnen und Bürger zusammen kommen sollen. An diesem Ort sollen Wünsche und Vorschläge für ein schöneres Gießen ausgetauscht und an einer möglichen Umsetzung gearbeitet werden.
„Generell wollen wir nicht allzu viel kritisieren, sondern versuchen positive und nachhaltige Alternativen zu erarbeiten“, sagt Seipel. „Zum Beispiel CO2-neutraler Transport, mehr urbane Gärten oder eine Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität. Die KANTINE öffnet den Raum für die Visionen der Menschen, weil wir glauben, dass positive Zukunftsvisionen eine sehr starke Motivation für das Handeln sein können.“ Begleitet werden die sechs Wochen von einem abwechslungsreichen Angebot, das von Workshops über Ausstellungen bis hin zu Vorträgen reicht. Im parallel laufenden Cafébetrieb können alle unverbindlich vorbei schauen, sich informieren oder inspirieren lassen.
An den Samstagen sind Podiumsdiskussionen, sogenannte „Impulsabende“ geplant, bei denen sich verschiedene Akteure vorstellen werden. Darunter beispielsweise die „Free School Gießen“, unter deren Dach verschiedenste Kurse kostenfrei angeboten werden und wo es darum geht, Fähigkeiten zu teilen, „Connect n‘ Code“, eine Initiative der THM, die sich mit Softwareentwicklung und Open Source beschäftigt oder das „FabLab“, kurz für Fabrikationslabor, eine offene Werkstatt, die Privatpersonen Zugang zu Produktionsmitteln wie 3D-Druckern und somit eine dezentrale Produktion ermöglichen möchte. Ein Abend wird dem Thema Ernährung gewidmet sein, aufgrund des kürzlich gegründeten Ernährungsrates, der Ernährungspolitik in die Gemeinden bringt.
Das genaue Programm ist auf facebook, auch ohne eigenen Account, einsehbar. Seipel fasst zusammen, was sich die Veranstaltenden wünschen: „Wir wollen mit der KANTINE Impulse geben und hoffen, dass viele der Ideen schon während der KANTINE im gemeinsamen Coworking angegangen und auch danach noch weiter umgesetzt werden.“